FLITZING mit der Postleitzahl 85406 ist
ein Dorf im Landkreis Freising (Oberbayern) und liegt in einem nördlichen
Seitental der Amper. Durch das Tal geht der Rufgraben bzw.
fließt der Flitzinger Bach, der zuletzt 1707 immenses
Hochwasser führte und in früheren Jahrhunderten sogar eine Wassermühle antrieb. Erst Ende des 20. Jahrhunderts
wurden durch umfangreiche Erdbewegungen natürliche Schutzwälle so
ausgebildet, dass man heute davon ausgehen kann, dass FLITZING nicht mehr durch
Hochwasser gefährdet ist. Im Westen
führt
die Bundesstaße
301 (Freising - Mainburg) an dem Dorf vorbei. Lange Zeit
war Flitzimg auch per Eisenbahn (Holledauer
Bockerl) erreichbar und
hatte sogar einen eigenen Haltepunkt an der 29km langen Strecke
Langenbach - Enzelhausen. Die Strecke wurde von der Bayerischen
Staatsbahn ab 1907 für 1.626.886 Mark gebaut und war vom 01.Mai 1909
bis 28.September 1969 in Betrieb. Im Frühjahr 2007 wurde die Straße
Zolling-Flitzing ausgebaut und mit einem zusätzlichem Fußweg vorgesehen. Die riesige Kiesgrube (im Südosten von Flitzing gelegen) welche
von der Fa. Kronthaler seit über 100 Jahren betrieben wird sollte angeblich in den nächsten
Jahren geschlossen und rekultiviert werden (was vermutlich nur einem Wunschdenken einiger Einwohner entspricht). Der umfangreiche Grundbesitz und die Abbaupläne lassen noch auf jahrzehnte lange Abbaumaßnahmen schließen.
Durch seine gute Lage etwa 7 Kilometer nördlich von
Freising und einen Kilometer nördlich
von Zolling,
dessen Ortsteil Flitzing seit 1971 ist, wurde FLITZING zunehmend stärker
besiedelt. Die Nähe zum Flughafen München - in natürlicher,
fluglärmgeschützer
Lage - machte das Dorf noch attraktiver. Bis 2002 gab es in Flitzing nur 32
Häuser,
davon etwa die Hälfte landwirtschaftliche Gebäude. Durch neu ausgewiesene
Baugebiete hat sich diese Zahl bereits bis 2005 nahezu verdoppelt. Die Grundstückskosten
stiegen in der gleichen Zeit identisch und lagen 2006 in guter Lage bei ca. € 250,- / qm und 2018 bereits bei 350,- / qm.
Urkundlich erwähnt wurde Flitzing erstmals um das Jahr
900.
Das Dorf ist benannt nach den Grafen von Flitzing, einer Familie von
Ministerialen am Hochstift Freising . Der Name des Ortes wandelte sich im Laufe
der Zeit von Flucohilinga (um 900), Fluccininga, Flucchilinga (937-957), Flicinga (1024), über Flicingen und Flizingen
(1078), Flicingan (1090), Vliccingen (1147), danach Fliecingen (1148), zu Flizzingen (1215) und Flitzing
(1220).
Hier ein Ausschnitt aus der Heimat- und Volkskunde-Buchserie "Frigisinga 1026" (ab Seite 374) das mir freundlicherweise Herr Sebastian Schranner zur Verfügung stellte:
Um 937-957 tauscht Bischof Lambert von Freising von dem Edlen Kepahart dessen Besitz zu Holzhausen gegen Liegenschaften in Freising, darunter auch Flucchilinga (=Flitzing) wozu ein Hof, eine Kirche und eine Mühle gehörte (Bitterauf Nr.57). Damals gehört dem Freisinger Bischof ein großer Teil des Dorfes Flitzing = Fluccinninga, es gab u.a. 3 Huben, 1 Hof, Wald, Wiesen, Weide, die zinsfreie Kirche und den Ort der Wassermühle. Schon 1927 schrieb man im Frigisinga, dass das Flitzinger Bächlein nicht mehr fähig ist eine Mühle zu betreiben.
Das Schloss Flitzing war der Stammsitz der
Grafen von Flitzing, die seit dem 10. Jahrhundert in Flitzing nachgewiesen
sind. Das Herrenhaus wurde auf einer kleinen Anhöhe am südwestlichen
Rand des Dorfes errichtet. Von dem Bau sind nur wenige Quellen überliefert.
Ein Stich des bayerischen Hofkupferstechers Michael Wenning aus dem Jahr 1723
zeigt einen zweigeschossigen Walmdachbau. Das Haus ist ringsum von einem Balkon
umgeben. Unterhalb des Hügels
umgibt ein Wassergraben das Schloss. Zum Haus gehörig zeigt ein Stich
ein kleineres Anwesen sowie einen Obstgarten. Noch 1926 war die einst mit Gräben umgebene Burgstelle der Flitzinger als solche erkennbar, wie man aus der Frigisinga Ausgabe 1926 (S.376) erfahren kann. Bis 2021 stand an der Stelle noch ein altes, verfallenes Bauernhaus, rundum verwildert und stark eingewachsen. Ende 2021 wurden auch die letzten Fundamentteile und der wilde Bewuchs von diesem geschichtsträchtigem Grundstück entfernt und Platz geschaffen für einen Neubau der für 2022 geplant ist.
Die Grafen von Flitzing hielten bis zu ihrem
Aussterben im 17. Jahrhundert die geschlossene Hofmark des Ortes, zu der auch
die einschichtigen Güter
Kratzerimbach und Schwarzberg gehörten. Den letzten Grafen ( der edle, gestrenge Herr von und zu Flitzing, der letzte seines Namens und Stammes - so im Frigisinga 1926, S. 376) "Adam von Flitzing" ist am 18.02.1630 gestorben - also mitten in den Wirren des 30-jährigen Krieges). Ihm und seiner Frau "Rosina von Parsberg" wurde nur eine Tochter (Maria) geboren. In zweiter Ehe heiratete
Maria von Flitzing 1632 den Grafen Franz von Lodron (in einer Urkunde auch als Franciscus Graf von Latron bezeichnet - siehe Frigisinga 1927, S.583). Dieser hatte zuvor bereits
die Hofmark in Haag erworben. Das Paar gab das Herrenhaus in Flitzing auf und
ließ sich
im Schloss Haag nieder. 1687 starb mit dem Tod von Maria von Flitzing (Frigisinga 1925, S.376) das Geschlecht
der Flitzinger aus. Nach der Auflösung der Hofmark verfiel das Anwesen.
Im Zuge der Gemeindebildung nach dem Zweiten Gemeindeedikt
kam Flitzing 1818 zusammen mit der Hofmark Thann zur neu gebildeten Gemeinde
Anglberg. Aus dem Jahr 1835 sind für Flitzing 111 Einwohner und für 1874 18 Häuser dokumentiert. Mit der Auflösung der Gemeinde Anglberg wurde Flitzing am 1.
Januar 1971 nach Zolling eingemeindet. |